Crop'n Rice - WW2

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für L Ausschlagwürze

bei % Sudhausausbeute

Erstellt von: YL am 05.12.2020

Stammwürze: 11.7% | Bittere: 28 IBU | Farbe: 6 EBC | Alkohol: 4.7 %

Gebraut nach einer Idee aus dem 2. Weltkrieg. Überraschend anders. Bier mit Gemüse-, Reis- und Nudel-Kochwasser

Brauwasser

Hauptguss:

10 L

Nachguss:

3 ½ L

Gesamt:

13 ½ L

Schüttung

Pilsener:

1054 g (51.7%)

Wiener:

615 g (30.1%)

Reisflocken:

374 g (18.3%)

Gesamt:

2.04 kg

Maischplan:

Einmaischen:

68 °C

1.Rast:

63 °C für 35 min

2.Rast:

73 °C für 35 min

Abmaischen:

78 °C

Würzekochen: ?

Würzekochzeit:

60 min

Crystal (Vorderwürze):

2.7 g % α-Säure

Barbe-Rough (Vorderwürze):

2.7 g % α-Säure

Lubelski (Vorderwürze):

2.7 g % α-Säure

Crystal:

1.8 g % α-Säure 0 min

Barbe-Rough:

1.8 g % α-Säure 0 min

Lubelski:

1.8 g % α-Säure 0 min

Taurus:

4.5 g % α-Säure 0 min

Gärung und Reifung:

Hefe:

S-189, Lager, S-23

Gärtemperatur:

13-14 °C

Endvergärungsgrad:

74%

Karbonisierung:

4.9 g/l

Anmerkungen des Autors zu diesem Rezept

Zu diesem Rezept inspirierten mich ein paar Seiten aus einem alten Buch der 40er Jahre, mit biografischen Geschichten aus dem 2. Weltkrieg. In einer berichtete ein Brauereigeselle von seiner Zeit als Mitglied einer Feldküche, die sich zufällig in den Ruinen einer beschädigten Brauerei einnistete.

Frisches Bier war selten geworden, denn viele Braustätten waren bereits zerstört. Getreide und Malze, wenn vorhanden, wurden als Nahrungsmittel verwendet; Bierbrauen vielerorts unmöglich...

Da es keine Kühlung gab, hatte man verderbliche Lebensmittel immer zuerst verarbeitet. Um Garzeiten zu reduzieren und die Portionierung zu vereinfachen, wurde Alles kleingewürfelt und in riesigen Töpfen zusammen gegart. Kartoffeln, Rüben, Kohl, ggf. auch Reis, Nudeln und sonstiges Gemüse. Der Wasserknappheit geschuldet, musste sogar das Kochwasser mehrere Tage lang verwendet werden. Geschmack war nicht wichtig und Gewürze gab es eh keine. Nach einigen Tagen fand man im zerstörten Teil der Brauerei ein paar Säcke mit Malzresten, zu wenig zum Brauen! Aber der Geselle hatte eine Idee! Fehlendes Malz könne mit Zucker und Stärke aus dem Kochwasser kompensiert werden.

Zum Rezept:
Für das „Kochwasser“ gibt es keine Regeln, aber es empfiehlt sich, mehrere Tage nacheinander Reis, Nudeln und Gemüse im Selben Wasser zu Kochen. Wurde Salz verwendet, einmal abschließend Kartoffeln darin Kochen, da diese das Salz aufnehmen. Alternativ geht auch eine große Portion Stampfkartoffeln mit z.B. Steckrübe, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Karotten, Rote Beete, Kohlrabi; was euch einfällt. Die Zutaten werden fein gehobelt und gemeinsam (oder nacheinander im selben Wasser) gegart. Das Kochwasser wird letztendlich Teil des Hauptgusses.
Bei mir waren es etwa 2100ml mit etwa 3 Brix, was auf 10l Hauptguss verdünnt weniger als 0,7 Brix ausmacht.

Die Schüttung wurde für die angegebene Stammwürze normal berechnet. Der Zuwachs aus dem Kochwasser ist „Bonus“ und wurde bei mir nach der Hauptgärung wieder auf Sollwert runter verdünnt. Die Reisflocken sind optional, und können gegen Malz ersetzt werden.

Das fertige Bier wird lieblicher als gewohnt, und bekommt einen weichtrüben süffigen Körper. Der Geschmack ist aufregend und überraschend gut. Der „Bonus“ ist geschmacklich eindeutig wahrzunehmen aber nicht wirklich identifizierbar. Bei Freunden, Familie und beim Hobby-Brauer-Treffen kam das Bier ebenfalls unerwartet gut an. Umso größer die Verwunderung und der Unglaube, als ich die Zutaten erläuterte. Aufgrund der positiven Resonanz, habe ich es jetzt veröffentlicht.

Es ist auch empfehlenswert, ein bereits bekanntes Bier auf diese Art nachzubrauen, da der Unterschied dann besonders gut zur Geltung kommt.

Benutzerkommentare zu diesem Rezept

Silbereule 07.12.20, 08:50 Uhr
Äußerst skurile und gleichermaßen rührende Geschichte. Weiß nicht ob ich das tatsächlich mal nachbrauen werde, aber sehr interessant zu lesen! Danke dafür:-) Macht mich mal wieder sehr dankbar wenn ich an den Reichtum denke in dem ich leben darf!
Zuletzt geändert: 07.12.20, 08:50 Uhr